Künzli muss aufgrund fehlender Nachfolge die Tore schliessen
Der traditionsreiche Schweizer Schuhhersteller Künzli wird per Ende Jahr seine Geschäftstätigkeit einstellen. Trotz einer sorgfältigen und professionell unterstützten Nachfolgeplanung fand sich keine adäquate Nachfolgelösung - obwohl die Firma gesund ist und wächst. Die «Künzlischuhe», medizinische Schuhe zur Therapie von Knöchel- und Bänderverletzungen werden ebenso verschwinden wie die edel-kultigen Sneakers mit den fünf Künzli-Streifen. Eine Schweizer Traditionsmarke geht damit verloren. Inhaberin Barbara Artmann (63) bedauert dies zutiefst: «Ich habe meine Rolle immer als Hüterin der Marke Künzli verstanden. Es war nicht leicht, Künzli auf die Zukunft einzustellen und fit zu machen. Dies ist uns in den letzten Jahren gelungen. Jetzt dennoch schliessen zu müssen, ist mehr als bitter.»
Bild: Künzli Schuh Helvetia Klassik (ZVG: Künzli Schuhe)
Die Künzli SwissSchuh AG hat eine lange Tradition: im Jahr 1927 gründet Werner Künzli ein Unternehmen zur Herstellung von Sportschuhen. 1955 übernimmt sein Sohn Kurt Künzli das Geschäft und entwickelt Künzli zum Inbegriff von Schweizer Sportschuhen. Zu seinen zentralen Erfindungen gehört auch die 5er Patentschnürung in den 50er Jahren, die nicht nur dem Fuss besonderen Halt gibt, sondern sich auch schnell mit ihren prägnanten 5 Streifen zum Markenzeichen der Künzli Schuhe entwickelt. In den 70-er Jahren entstand der Stabilschuh mit den seitlichen Stabilisatoren, fortgeführt als Künzli Ortho® sind diese heute die führende Therapie für Köchel- und Bänderverletzungen. Ab 2005 entstand die Künzli Sneakerlinie, kultige Ledersneakers mit den bekannten 5 Künzli-Steifen in bestrickendem Design – mit geboren durch die Ausrüstung des Schweizer Olympiateams 2004 – 2012. 2012 verlor Künzli sein ureigenes Markenzeichen durch einen Angriff des aus Künzli entstandenen US Konzerns K-Swiss. Die 2020 kehrten die bekannten fünf Streifen zurück auf die Sneakers, die Linie ist sehr erfolgreich unterwegs. Orthoschuhe sind, besonders bei Achillessehen und Sprunggelenksverletzungen, nicht aus der modernen Therapie wegzudenken. Auch dieser Bereich wächst aufgrund überlegener Leistung, z.B. schnellere Heilung, und durch innovative Produktumsetzungen. Künzli betreibt ein eigenes Werk in Albanien, in dem die sehr speziellen, anspruchsvollen Schuhe hergestellt werden.
Geordnetes Herunterfahren
Künzli ist bestrebt, den Betrieb geordnet herunterzufahren. Dies bedeutet, dass die Kernprodukte Künzli Ortho® bis ins vierte Quartal bezogen werden können, ggfs. auf Vorbestellung bei vorhandenen Rohwaren. Überhänge und Restposten sowie Sneakers werden voraussichtlich bis 2 ins erste Quartal 2025 erhältlich sein bzw. abverkauft. Geschichtsträchtige Besonderheiten und Erinnerungsstücke wie historische Sportschuhe oder Bilder werden zu einem späteren Zeitpunkt versteigert.
Für die 11 Mitarbeitenden des hervorragenden Teams am Hauptsitz in Windisch lassen sich Kündigungen nicht vermeiden. Künzli bedauert dies sehr, unterstützt die betroffenen Mitarbeitenden bei der Neuorientierung und ist zudem guter Hoffnung, dass andere Arbeitgeber Freude an den gut ausgebildeten Spezialisten finden. Für die Fabrik in Albanien wird nach einer Lösung gesucht, die möglichst das eingespielte Team bewahrt. Angesichts des Fachkräftemangels dürfte es auch dort kaum zu Härtefällen kommen.
Danke, und schade!
Künzli bedankt sich bei Kunden, Kooperationspartnern und Fans für die gute Zusammenarbeit, die konstruktive Hilfe und das Vertrauen in die spezielle Kompetenz aber auch die Liebe zu den besonderen Schuhen.
Künzli ist oft gegen den Strom geschwommen und konnte die komplexe Vermarktung in Medizin und Mode sowie die anspruchsvolle Herstellung der einzigartig konstruierten Schuhe erfolgreich meistern. Dies jedoch und die aktuelle Marktsituation haben eine Geschäftsübergabe wohl massgeblich vereitelt. Der hohe Bekanntheitsgrad und die Qualität der traditionsreichen Schweizer Schuhe konnten dies nicht aufwiegen.
Schade
- Ein weiteres Schweizer Traditions KMU verlässt den Markt.
- Kaum zu glauben, dass es keine Nachfolgelösung gibt.
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